Unvoreingenommenheit, Hoffnung

Posted on 26. September 2010

0


Der Original-Artikel erschien auf Water Flows: open minds, hope, von Jennifer McCarthy, am 01.11.2008.

Unvoreingenommenheit, Hoffnung

Ich wurde diese Woche an die Wirklichkeit von Armut und Dürre erinnert.

Ingenieur Ammanullah, der Ressortleiter des Faryab Department of Rural Rehabilitation and Development (RRD, Faryab Abteilung für ländliche Wiederherstellung und Entwicklung) nahm mich mit nach Qata Qala um ein Dorf zu besuchen dass derzeit nicht teil des Nationalen Solidaritätsprogramms (National Solidarity Project, NSP) ist. Ich verwende das NSP als eine Fallstudie über beteiligende Entwicklung („participatory development“), und habe bereits drei NSP-Gemeindem im Distrikt Pashtun Kot, die zugestimmt haben mit mir zu arbeiten. Aber es ist wichtig, dass ich eine Art „Kontroll“-Dorf habe um den Einfluss des NSP besser abschätzen zu können. Daher war der Grund des Besuchs in Qata Qala, zu sehen ob Ahmadabad, jenes Dorf ohne NSP, daran interessiert sein würde mit mir zusammenzuarbeiten.

Erinnert euch daran, dass ich bereits in einer ziemlich armen Gegend lebe – die Provinz Faryab ist bereits eine sozial benachteiligte Gegend, in der Mangelernährung und übertragbare Krankheiten grassieren. Maymana Stadt selbst macht in Grenzen eine infrastrukturelle Entwicklung durch, und es scheint als würde sich eine Mittelklasse bilden, die in der Lage ist ihre Häuser zu renovieren. Allerdings hat die Dürre die Stadtbewohner, zusätzlich zur Landbevölkerung, ziemlich hart getroffen. Die arbeitende Mittelschicht mit Einkommen ist in der Lage die Vorteile des Lebens in einer Stadt mit gestiegenem Markthandel und verbesserter Infrastruktur zu nutzen. Allerdings führen steigende Marktpreise dazu, dass für Viehhalter, Landwirte und Arbeitslose selbst Alltägliches wie Brot, Reis oder Öl komplett unerschwinglich wird. Ohne Geld für frisches Essen kaufen Leute in Maymana übriggebliebenes Brot, das normalerweise an Tiere verfüttert wird. In Anbetracht des nahenden Winters müssen viele Menschen wählen ob sie ihre Wohnungen winterfest machen, oder ob sie Essen kaufen.

Das ist der bereits harsche Kontext, von dem ausgehend ich hinauf in die Berge reiste um das Dorf Ahmadabad zu besuchen. Ahmadabad hat überhaupt keine Entwicklungsprojekte oder ausländischen Mittel gesehen. Vor zehn Jahren zogen die meisten Familien von hoch oben in den Bergen zum jetzigen Ort, wo sie das Land einem privaten Landbesitzer abkauften. Sie erklären dass die vorherige Stelle zu harsch war um das Überleben zu ermöglichen, da es kein Wasser gab und das Wetter nur schwer zu überleben sei. Vom jetztigen Dorf nach Südosten schauend konnten wir die alte Dorfstelle ausmachen, mit Gebäudestrukturen und Anwesen gerade so sichtbar. Anscheinend leben immer noch einige Familien dort. Sie waren nicht in der Lage Land am neuen Ort zu kaufen, und blieben daher oben in den Bergen. Daher, die Familien die zur Ahmadabads jetziger Position umzogen waren jene mit einer besseren wirtschaftlichen Bedingungen.

Aber die derzeitige Dürre scheint die meisten Arten Kapital, über die sie verfügt haben mögen, vernichtet zu haben. Hajji Ahmad, der Dorf-Arbab (Dorfvorsteher) erklärt, dass obwohl es viel bewirtschaftbares Land gibt und ein Fluss durch die Mitte des Dorfes fließt, es die Leute sich nicht leisten können etwas anzubauen. Bullen zum Pflügen, Saatgut und Dünger sind für die meisten unerschwinglich. Durch das Ausbleiben der Ernten ist eine Abwärtsspirale entstanden, da es entsprechend zu wenig produziert wurde um es auf dem Markt verkaufen zu können und daher keine Mittel da sind die wieder ins Land investiert werden könnten. Das Land das man dort unten sieht wird dieses Jahr trocken und brach bleiben.

Wir sahen einen Mann der mit zwei Bullen sein Land pflügte. Wir fragten Hajji Ahmed über das Dorf ausleihen könnte, so dass andere Leute womöglich die Gelegenheit haben ihr Land zu bestellen. Seine Antwort war nein, da das Füttern der Bullen für die meisten zu teuer wäre, geschweige denn der Kauf des Saatguts sobald das Land bestellt sei.

Hajji Ahmad erklärt, dass wenn er zu Mittag ist er nicht genug Essen hat um zu Abend zu essen. Bitte bedenkt, dass ein Abab normalerweise jemand mit Titel und Status in einem Dorf ist, jemand der mehr Land besitzt, ein Anführer. Wenn es Hajji Ahmad, als Arbab, an ausreichend Nahrungsmitteln fehlt, wie wird es dann den anderen Dorfbewohnern ergehen?

Ich bin erfreut dass mir Hajji Ahmad erlaubt Studien in Ahmadabad durchzuführen, aber ich fühle mich unwohl, das harte Los dieser Menschen zu studieren ohne selbst zu einer Verbesserung beizutragen. Ich tröste mich damit, dass das NSP nach Ahmadabad kommen wird, aber ich bange hinsichtlich ihres Leidens während des langen Winters der bevorsteht.

Posted in: Übersetzungen